Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache

Von Alexander Müller veröffentlicht am 10. Juli 2011 | 5.312 mal gesehen

Am 4. Juli 2011 wurde die Volksinitiative Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache bei der Bundeskanzlei eingereicht. Laut Initiative sollen Abtreibungen künftig nicht mehr von der obligatorischen Krankenversicherung bezahlt werden. Der Initiativtext lautet wie folgt:

Die Bundesverfassung wird wie folgt geändert:

Art. 117 Abs. 3 (neu)

3 Unter Vorbehalt von seltenen Ausnahmen seitens der Mutter sind Schwanger-schaftsabbruch und Mehrlingsreduktion im Obligatorium nicht eingeschlossen.

II.

Die Übergangsbestimmungen der Bundesverfassung werden wie folgt ergänzt:

Art. 197 Ziff.8 (neu) 2

8. Übergangsbestimmung zu Art. 117 Abs. 3 (Kranken- und Unfallversicherung)

Nach Ablauf einer Übergangsfrist von neun Monaten nach der Annahme durch Volk und Stände wird bis zum Inkrafttreten der geänderten Bundesgesetzgebung jede Bestimmung, welche den Schwangerschaftsabbruch oder die Mehrlingsreduktion obligatorisch versichert, durch die Regelung von Artikel 117 Absatz 3 der Bundesverfassung ersetzt.

Ich unterstütze die Initiative, denn bin ich klar der Meinung, dass eine Abtreibung im Sinne der EIGENVERANTWORTUNG von den betreffenden Paaren selber zu finanzieren ist. Schliesslich ist Schwangerschaft keine Krankheit. Somit sehe ich nicht ein weshalb die Krankenkassen dafür zahlen sollen. Eine Ausnahme bei Härtefällen wie Vergewaltigung und gesundheitliche Probleme ist hingegen sinnvoll. Die Initiative sieht die Möglichkeit einer solchen Ausnahmeregelung vor. So wird ein Vorbehalt von seltenen Ausnahmen seitens der Mutter ausdrücklich im Initiativtext festgehalten.

Wissenswerte Fakten

  • Im Jahr 2010 gab es in der Schweiz 11’092 Schwangerschaftsabbrüche. (Quelle)
  • Die Kosten für eine Abreibung betragen in der Schweiz zwischen 600 und 3000 Franken. Bei späteren Schwangerschaftsabbrüchen können diese noch höher sein. (Quelle)

Ich denke, dass man erwachsenen Menschen zumuten kann sich vor dem Geschlechtsverkehr über mögliche Konsequenzen im Klaren zu sein. Im schlimmsten Fall müssen jene, die sich nach einem Zeugungsakt für eine Abtreibung entscheiden zwischen CHF 600-3000 zahlen. Ich denke, dass dies für Paare zumutbar ist. Das Gesundheitswesen krankt an zu hohen Kosten, da ist mehr Eigenverantwortung von allen gefragt. Dort wo man mit moderaten Belastungen für die einzelnen Betroffenen sparen kann, sollte man dies tun. Ausserdem macht es aus ethischen Überlegungen durchaus Sinn, wenn die einzelnen Betroffenen eine Abtreibung selber finanzieren müssen. Wer ein Kind zeugt, soll selber für eine Abtreibung aufkommen.

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6 Gedanken zu „Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache“

  1. Interessante Überlegungen, jedoch würde ich weniger von „Paaren“ ausgehen. Auch die Aussage: „wer ein Kind zeugt“ bietet Angriffsfläche – ist doch damit meist der Mann gemeint. Statistische Daten oder soziologische Studien zu den 11’000 Abtreibungen in der Schweiz wären interessant.

  2. Hallo Herr Wiedmer, wieso würden Sie weniger von Paaren ausgehen? Gehen Sie davon aus, dass die Frau nicht weiss, wer mit ihr zusammen ein Kind gezeugt hat? Oder, dass sie gegen den Willen des Mannes abtreiben will? Ansonsten ist die Sache doch klar, wenn der Vater bekannt ist, werden die Kosten zu gleichen Teilen von Mann und Frau getragen. Ein Gentleman zahlt alles, sofern er mit der Abtreibung einverstanden ist.

  3. Klar bin ich auch für Eigenverantwortung. Doch es geht hier ja um das Ausbügeln von verantwortungslosem handeln. Jene, die stets verantwortungsvoll sind (und ev. etwas prüde – schade eigentlich), können die Abtreibungskosten wohl eher finanzieren, gleich wie sich auch solidere Familienverhältnisse bieten können. Es geht mir aber genau um die verblödete Unterschicht, der ich durchaus gewillt bin, bei der Verhütung, bzw. Nicht-Reproduktion zu helfen. Dass die falschen Leute Kinder kriegen wird durch diese Initiative verstärkt –> vgl. Idiocracy, das Intro auf youtube mal anschauen.

  4. Hallo Hardman, soll man verantwortungsloses Handeln belohnen? Ich denke nicht. Ich bin für Eigenverantwortung und Verursacherprinzip.

  5. „Ausbügeln von verantwortungslosem handeln“…? Die meisten Paare verhüten gut in der Schweiz. Daher ist die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in unserem Land extrem niedrig. Aber leider gibt es die absolut 100% sichere Verhütung nicht. 60% der Abbrüche sind daher das Ausbügeln von Versagern der Verhütung. Ursacherprinzip: die Pillenhersteller müssten also für den Abbruch bezahlen – oder der Mann, weil er das Kondom nicht richtig übergestülpt hat – und wer soll das dann beweisen, wer schuld ist an der ungewollten Schwangerschaft?
    Ausserdem: 50% der Abbrüche betreffen Migrantinnen, die oft schlecht über Verhütung Bescheid wissen oder keinen Zugang finden dazu. Einige können sich Verhütungsmittel schlicht nicht leisten, die werden ja von der Krankenkasse nicht bezahlt.
    Ausserdem: die Initiative würde einzig die mittellosen Frauen treffen. Das finde ich diskriminierend und nicht besonders ethisch. Umso mehr, als dies zur Folge haben könnte, dass sie zu gefährlichen do-it-yourself Methoden greifen. Für die Behandlung der daraus entstehenden Komplikationen müssten dann die Kassen aufkommen.
    Diese Initiative ist unsinnig und unethisch. Das Ziel der Initianten ist letztlich nichts anderes als ein Totalverbot der Abtreibung. Frauen sollen zu Gebärmaschinen werden.

  6. Sind über 11’000 Schwangerschaftsabbrüche wenig?

    Die Hersteller von Verhütungsmitteln zur Kasse zu bitten dürfte schwierig sein. Diese weisen in ihrer Packung darauf hin wie man verhüten soll. Um den Pillenhersteller zu verklagen, müsste eine Frau nachweisen können, dass sie verhütet hat und dass sie richtig verhütet hat.

    Einzig den Mann zur Kasse zu bieten ist ungerecht. Zum Zeugen eines Kindes braucht es zwei. Woher soll der Mann wissen, dass die Frau gerade äusserst fruchtbar ist? Die Frau weiss wohl besser über ihre Tage Bescheid als der Mann. Ausserdem kann sie beim Sex darauf achten, dass das Präservativ gut sitzt und dicht ist. Sie hat sogar einen guten Grund dazu, denn letztlich müsste sie das Kind austragen, sollte es zu einer Schwangerschaft kommen.

    Dass die Initiative einzig mittellose Frauen treffen würde, sehe ich überhaupt nicht. Denn wie gesagt, ohne Mann kann eine Frau kein Kind zeugen.

    Es ist besonders egoistisch und verwerflich, von der Gesellschaft ständig etwas zu fordern, was man auch selber tragen kann. Eine Gesellschaft kann nur funktioneren, wenn deren Mehrheit eigenverantwortlich handelt. Wenn alle egoistisch handeln, wird eine Gesellschaft asozial und das Sozialwesen bricht zusammen.

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